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PSR-Trainer

In der Therapie werden wir häufig mit Situationen konfrontiert, in denen wir unseren Patienten keine geeigneten Hilfsgeräte für ein wirksames und eigenständiges Training im Rahmen der medizinischen Trainingstherapie zur Verfügung stellen können. Klassisches Beispiel hierfür sind ganz allgemein funktionelle Probleme der Schulter, bei denen Störungen oder Verletzungen im subacromialen Raum bzw. Defizite in der Fähigkeit zur Zentrierung des Humeruskopfes bestehen. Bei patientengerechten Übungen muß gewährleistet sein, dass es zu keiner subacromialen Kompression oder sonstigen Problemen durch die dominante Kraftwirkung bestimmter Muskelgruppen gegenüber der gelenksichernden aber oft insuffizienten oder verletzten Rotatorenmanschette kommt.

Aus Sicherheitsgründen beschränken sich entsprechende Übungen daher oft auf schwerkraftunterstütze Zugbewegungen am Seilzug und diverse isometrische oder isotonische Übungsprogramme in “sicheren” Ausgangsstellungen. Hierbei wird allerdings nicht der Tatsache Rechnung getragen, dass es im Alltag des Patienten zahlreiche Belastungsmomente außerhalb dieser Ausgangsstellungen gibt, die gleichfalls einer Sicherungs- und Steuerungsfunktion durch die Rotatorenmanschette bedürfen.

Diese Kluft zu überbrücken, war mein erster Gedanke bei der Entwicklung des PSR-Trainers, eines Hilfsmittels, welches sowohl für Bewegungen in Pro- und Supination als auch für Rotationsbelastungen in Außen- und Innenrotation gezielt eingesetzt werden kann. In der Frühphase der Rehabilitation, wie auch in der Medizinische Trainingstherapie mit Fortgeschrittenen sollte dieses Gerät einsetzbar sein. Dass der PSR-Trainer nicht nur zur Therapie von Funktionsstörungen des Schultergelenkes, sondern gleichfalls in der Rehabilitation von Frakturen und Verletzungen des Unterarmes eingesetzt werden kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt, der mich letztlich zur o. g. Namengebung veranlaßt hat.

Nach gründlicher Erprobung und Überarbeitung mehrerer Prototypen habe ich die Firma Germania Gerätebau aus Landau dazu gewinnen können, ein serienreifes Gerät zu entwickeln und als kostengünstiges Ergänzungsgerät für die in der Therapie vielfach verwendeten Seilzug-Systeme anzubieten. Wichtigstes Novum des PSR-Trainers ist hierbei die Fähigkeit, den für lineare Bewegungen konzipierten Seilzug nun auch für rotatorische Bewegungen mit feststehender Rotationsachse nutzen zu können. Hieraus ergeben sich eine ganze Reihe von zusätzlichen Modifikationsmöglichkeiten, zu denen bei Germania bereits die ersten Pläne in der Schublade liegen.

Der PSR-Trainer erlaubt es dem Therapeuten, das Bewegungsausmaß am Anfang und Ende der Bewegungsbahn gemäß seiner therapeutischen Zielsetzung zu limitieren. Mit zunehmender Belastungstoleranz und Verbesserung der Mobilität läßt sich diese Limitierung in kleinen Winkelschritten an die sich ändernden Gegebenheiten anpassen.

Auch ist eine Greifhaltung in anatomisch korrektem Handgelenkswinkel gewährleistet, so dass die von vielen Trainingsgeräten bekannten Kompressionsprobleme an der Radialseite des Handgelenkes ausgeschlossen werden können. Für Patienten mit unphysiologischen Winkelstellungen des Handgelenkes (nach Unterarmfrakturen) besteht die Möglichkeit einer individuellen Justierung.

Der PSR-Trainer erlaubt eine Justierung von Hand-
gelenkswinkel, Wegbegrenzung und Startwinkel

Rotationsbewegungen können, je nach Geräteeinstellung, mit linear ansteigendem oder konstantem Widerstand ausgeführt werden. Hierdurch kann eine Überbeanspruchung bei muskulärer Insuffizienz weitgehend vermieden werden.

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Das Einsatzspektrum des PSR-Trainers:

1: Übungsstabile Unterarmfrakturen
mit eingeschränkter Pro- und/oder Supination
.

Sofern noch keine Belastungsstabilität besteht, eignet sich der PSR-Trainer hier in idealer Weise für ein assistives Übungsprogramm im Sinne einer geführten, achsengerechten Bewegungsschulung. Hierbei ist die Bewegung in beide Richtungen ohne Trainingsgewicht und durch die hochwertige Kugellagerung der Rotationsachse gleichfalls ohne Reibungswiderstand durchführbar. Die Greifposition kann entspannt eingenommen werden und erlaubt so die Wegnahme des Armgewichtes.

Anwendungsbeispiel: Pro- und Supination
assistiv unter Wegnahme des Armgewichtes

Pro- und Supination sind in dieser Phase der Reha lediglich aktiv/assistiv möglich. Eine Bewegungsausführung mit hoher Wiederholungszahl hat hier einen positiven Einfluß auf die Blutversorgung. Durch den Anstieg der lokalen O2-Konzentration im Gewebe wird die Bildung sog. “Cross-Links” (Wasserstoffbrücken) im Bindegewebe effektiv unterbunden bzw. werden diese wieder beseitigt, sofern sie sich bereits gebildet haben sollten. Es sind diese Cross-Links, welche bei vielen Patienten für langanhaltende Einschränkungen der Beweglichkeit verantwortlich sind und bei unsachgemäßer oder - bedingt durch die Auswüchse der Gesundheitsreform - zu kurzer oder verspäteter Therapie zu dauerhaftem Funktionsverlust führen können.


2: Rotationsstabile Unterarmfrakturen.

Hier besteht primär die Notwendigkeit zur Stabilisierung der Unterarmmuskulatur. Es wird vorausgesetzt, dass die in der Frühphase der Rehabilitation vorrangigen Therapieziele (Durchblutungsverbesserung, Reduktion vorhandener Bewegungseinschränkung etc.) komplikationslos verliefen, so dass mit einem methodischen Belastungsaufbau begonnen werden kann. Hierzu wird der PSR-Trainer mit dem Gewichtsblock des Seilzuges verbunden und unter Berücksichtigung des aktuellen Bewegungsmaximums des Patienten auf den entsprechenden Begrenzungswinkel eingestellt. Hierdurch wird verhindert, dass dem Patienten in der exzentrischen Belastungsphase Bewegungswinkel jenseits seiner aktuellen Mobilitätsgrenzen aufgezwungen werden.

Sofern die Belastungsstufe 1 des Seilzuges (ca. 1000 g) vom Patienten noch nicht zu bewältigen ist (was anfangs sehr wahrscheinlich sein dürfte), besteht die Möglichkeit, mittels eines optional erhältlichen “Ergänzungssatz Minimalgewichte” Belastungen ab 50 g zu realisieren. Kostengünstiger aber keinesfalls weniger effektiv ist eine Kombination des Gerätes mit einem Theraband, welches sich problemlos an den PSR-Trainer anschließen läßt. Um einen zu starken progressiven Belastungsanstieg zu verhindern, sollte allerdings unbedingt mit einem möglichst langen Theraband gearbeitet werden, welches dem Therapeuten eine feinfühligere Belastungsdosierung erlaubt. Die tatsächliche Höhe der Belastung läßt sich bei dieser Vorgehensweise mit einer handelsüblichen Federwaage leicht kontrollieren.

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Sofern kein Seilzug zur Verfügung steht oder dessen Zuggewicht
zu hoch ist, läßt sich auch ein Theraband verwenden

3: Verletzungen und
Dysfuktionszustände der Schulter
(Schultersteife, Supraspinatussehnen-Tendinitis, Bursitis calcarea, habituelle oder traumatische Schulterluxation, rotationsstabile subcapitale Oberarmfrakturen, Läsion oder Insuffizienz der Rotatorenmanschette, postoperative Insuffizienz etc.).

Gemeinsamkeit all dieser Indikationen ist, dass bei physiotherapeutischen Rehamaßnahmen eine permanente Gratwanderung zwischen Belastungstoleranz der betroffenen Strukturen und der Notwendigkeit zielgerichteter Stabilisierung funktionell wichtiger Muskelgruppen und -funktionen unternommen werden muß. Problematisch erweist sich hierbei, dass die in der Regel kräftig ausgebildete Muskulatur (Mm. deltoideus, biceps brachii, triceps brachii) einer Luxations- oder subacromialen Kompressionstendenz des Schultergelenkes in verschiedenen Arbeitswinkeln Vorschub leistet. Demgegenüber lassen sich stabilisierende Anteile der Rotatorenmanschette oftmals kaum unter Ausschluss vorgenannter Muskulatur trainieren, da diese die Funktion der Übernahme des Armgewichtes erfüllt.

Viele Übungen lassen sich aus diesem Grund nur aus gesicherten Ausgangswinkeln, unter Wegnahme des Armgewichtes oder gar schwerkraftunterstützt durchführen. Hierbei erreichen die Patienten jedoch keine ausreichende Schulterstabilität, um für schwer vermeidbare Alltagsbelastungen (z. B. Anlegen des Sicherheitsgurtes, Anziehen enger Kleidungsstücke etc.) vorbereitet zu sein. Akute Rückfälle durch derartige Situationen sind oft für unnötige Verzögerungen der Rehabilitation verantwortlich. Einer möglichst frühzeitigen und umfassenden Stabilisierung der gelenksichernden Rotatorenmanschette in allen alltagstypischen Gelenkwinkeln kommt also eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu!

Bei der Verwendung des PSR-Trainers kommt eis zu keiner subacromialen Kompression. Allein schon durch die Fixierung des Handgriffes und die hierdurch bedingte Wegnahme des Armgewichtes wird eine Kontraktion des M. deltoideus wirkungsvoll verhindert. Dies ist sogar bei maximaler Abduktion oder Flexion der Schulter möglich, so dass selbst in diesen Winkelbereichen ein gelenkschonendes Stabilisationstraining für die Rotatorenmanschette mittels rotatorischer Widerstände möglich wird. Im folgenden möchte ich dies an einigen exemplarischen Anwendungen veranschaulichen:


Stabilisation der
Mm. infraspinatus und teres minor:
.

D er Patient umgreift den Handgriff des PSR-Trainers aus 90° Abduktion der Schulter im Stehen oder Sitzen. Aus maximal möglicher Innenrotation führt er eine Außenrotarion der Schulter durch. Die zentrierende Wirkung dieser Muskulatur auf den Humeruskopf läßt sich eindrucksvoll spüren, was bereits bei vielen Messebesuchern bei der Vorstellung des ersten PSR-Prototyps auf der medica’98 in Düsseldorf zu unerwarteten “Aha-Effekten” geführt hat. Das diese subjektiv wahrgenommene Wirkung tatsächlich vorliegt, konnten wir mit abgeleitetem Oberflächen-EMG nachweisen.

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Es lassen Rotationsübungen gegen Widerstand sowohl in Innen-
wie Aussenrotation aus verschiedenen Positionen durchführen

Stabilisation der
Mm. Subscapularis und teres major
.

Hierbei führt der Patient eine Innenrotation aus maximaler Außenrotation bei ansonsten gleicher Ausgangsstellung durch. Wirkungsvoller für den M. subscapularis ist jedoch eine Ausgangsstellung frontal zum PSR-Trainer, da aus 90° Flexion eine günstigere Kraftwirkung des Muskels auf den Humeruskopf besteht.

Aus 90° Flexion läßt sich ebenfalls sportartspezifisch die Rückholfunktion des M. supraspinatus wirkungsvoll trainieren, die dieser Muskel am Ende der Aufschlagbewegung beim Tennis oder beim Handball- bzw. Speerwurf in Bezug auf den Humeruskopf hat. Mit Unterstützung des Therapeuten lassen sich in dieser Position auch plyometrische Belastungsformen gezielt durchführen.

Frontal zum Seilzug stehend, sind sportspezifische Rotationsbelastungen für Tennisspieler möglich

Dosierung der Belastung.

Es sollte bei allen Anwendungen zunächst mit niedrigster Belastungsdosierung gearbeitet werden, um einen technisch korrekten Bewegungsablauf zu schulen. Ist dieser gewährleistet, kann nach den üblichen wissenschaftlichen Kriterien der Trainingslehre verfahren werden. Gerade bei Rehamaßnahmen der Schulter sollte jedoch beachtet werden, dass es sich beim PSR-Trainer um ein Hilfsgerät zur Stabilisation verletzter Strukturen und nicht um ein Werkzeug für Bodybuilder handelt. Rotationsbelastungen mit sehr hohen Lasten scheitern beim Schultergelenk schon allein daran, dass die weniger kräftigen Muskeln und Gelenke des Unterarmes diesem Versuch Grenzen setzen. Für den Unterarm würde sich der PSR-Trainer ohne Weiteres zum Bodybuilding eignen aber welcher vernünftige Anwender legt hierauf schon Wert?
 

Resümee.

Mit dem PSR-Trainer steht dem Therapeuten ein praxistaugliches und vor allem auch mit kleinem Budget bezahlbares Hilfsmittel zur Verfügung, welches einer Vielzahl neuer Indikationen die Möglichkeit zu einer an wissenschaftlichen Kriterien orientierten Rehabilitation erschließt. Mit ihm läßt sich, durch Auswahl geeigneter Belastungsparameter (Trainingsgewicht, Wiederholungszahl, Serienzahl, Ausführungsgeschwindigkeit etc.) die Therapie sowohl für pronierende wie für supinierende Unterarmmuskulatur sowie für beide Rotationsrichtungen der Schulter im Sinne eines möglichst gezielten  und effektiven Therapieverlaufs gestalten.

Bei richtiger Handhabung der Gesetzmäßigkeiten der Trainingslehre besteht die Möglichkeit, diesen Therapieverlauf qualitativ zu dokumentieren und dessen Effektivität zu überprüfen. Hierbei kann der PSR-Trainer gleichfalls bei der Ermittlung eines Seitenvergleichs behilflich sein, um nötigenfalls den Nachweis über eine weiterhin bestehende Notwendigkeit zur Fortsetzung einer Therapie zu erbringen. Dieser Tatsache wird im Zusammenhang mit der Einführung des Indikationskataloges besondere Bedeutung zukommen.

Es sollte allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass der PSR-Trainer zwar ein wirkungsvolles Hilfsmittel zur Therapieoptimierung darstellt, bewährte Maßnahmen der Physiotherapie durch ihn jedoch keinesfalls ersetzt werden können.
 

Ein herzliches Dankeschön....

...möchte ich an dieser Stelle an Stefanie, mein hübsches Fotomodell loswerden, die mich bei der Realisierung der hier veröffentlichten Fotodokumentation unterstützt hat!

Michael Lierke

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